Bevölkerungsschutz

Vorsicht ist besser als Nachsicht - so bereiten Sie sich auf den Ernstfall vor.
Für den Schutz der Bevölkerung ist das Landratsamt Enzkreis zuständig. Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger vor Schadensereignissen zu schützen, durch welche das Leben oder die Gesundheit der Menschen, erhebliche Sachwerte oder die lebensnotwendige Versorgung gefährdet werden könnten. Auf den Internetseiten des Enzkreises erfahren Sie mehr. Wir wollen Ihnen hier trotzdem einen Überblick über die wichtigsten Infos und Vorsorgemaßnahmen geben.
Krisenszenarien und wie Sie sich im Notfall verhalten müssen
2021 forderte das Jahrhunderthochwasser in Teilen Deutschlands mehr als 180 Menschenleben. 2024 kam es in Südwestdeutschland erneut zu Hochwasser. Neben der steigenden Anzahl solcher Fälle nehmen auch andere extreme Wetterereignisse über die letzten Jahrzehnte zu, so zum Beispiel Hitzewellen und dadurch erhöhte Brandgefahr, Unwetter und Starkregenereignisse.
Das richtige Verhalten kann in solchen Situationen entscheidend sein.
Hochwasser
Im Haus:
- Sichern Sie gefährliche Chemikalien oder wertvolle Gegenstände, Lebensmittelvorräte usw. vor dem Wasser, z. B. in höher gelegenen Etagen.
- Stabilisieren Sie den Heizöltank gegen Auftrieb durch das eindringende Wasser, indem Sie ihn an der Wand verankern oder mit Ballast beschweren.
- Räumen Sie den Keller und jene Räume, welche unter Gefahr stehen, vollzulaufen.
- Halten Sie sich nur in höher gelegenen Zimmern auf. Auf keinen Fall im Keller!
- Dichten Sie Türen, Fenster und Abflussöffnungen ab.
- Nehmen Sie Geräte vom Strom, wenn sie sich in Nähe des Wassers befinden (gegebenenfalls Strom komplett ausschalten).
- Informieren Sie sich über Neuigkeiten, Wetter- und Warnmeldungen.
Im Auto:
- Platzieren Sie Ihr Fahrzeug rechtzeitig außerhalb von gefährlichen Garagen oder Parkplätzen.
- Der Aufenthalt in Tiefgaragen kann tödlich sein.
- Fahren Sie nicht durch überschwemmte Straßen.
- Lassen Sie Ihr Fahrzeug abschleppen, sofern der Wasserpegel zu hoch ist.
Unwetter/ Gewitter
Im Haus:
- Schließen Sie bei Hagel und Wirbelstürmen die Fenster, Roll- und Fensterläden. Vermeiden Sie ungeschützte Öffnungen.
- Halten Sie sich bestenfalls in einem innen liegenden Raum im Erdgeschoss auf. Keller hingegen können leicht überflutet werden.
- Wählen Sie Räume mit kleiner Deckenspannweite (Hallen beispielsweise sind zu vermeiden).
- Nehmen Sie empfindliche Geräte vom Strom oder verwenden Sie einen Überspannungsschutz.
Im Auto:
- Autos bieten Schutz vor Unwettern. Verlassen Sie Ihr Fahrzeug nicht.
Draußen:
- Vermeiden Sie den Aufenthalt auf freien und ungeschützten Flächen, um nicht vom Sturm mitgerissen zu werden.
- Meiden Sie offenes Gelände, Berggipfel, Bäume, Türme und Überlandleitungen sowie Masten. Lehnen Sie sich nicht an Zäune und meiden Sie Gegenstände mit Metallteilen (z. B. Fahrrad, Regenschirm).
- Suchen Sie Schutz vor Wind und Gegenständen in einem Gebäude. Vermeiden Sie bei starken Stürmen Hallen mit großer Deckenspannweite. Achtung, Bäume können vom Blitz getroffen werden und umfallen
- Sichern Sie bei ausreichender Zeit bewegliche Gegenstände, wie Fahrräder usw., bevor Sie nach Innen gehen.
- Sollte kein Schutz vorhanden sein, legen Sie sich bei Hagel mit dem Gesicht auf den Boden und schützen Sie Kopf und Nacken mit den Händen
- Sollte bei Blitz kein Schutz vorhanden sein, gehen Sie mit eng zusammenstehenden Füßen auf den Fußballen in die Hocke.
Brand
Präventiv:
- Sorgen Sie präventiv für funktionsfähige Rauchmelder im Haus, womöglich auch für einen Feuerlöscher. Versuchen Sie immer, vorsichtig mit möglichen Quellen für Brände umzugehen (Kerzen, Ofen usw.).
- Informieren Sie sich in jedem Gebäude über die Fluchtwege.
- Vergewissern Sie sich über die Möglichkeit eines Notrufs.
- Bereiten Sie eine Notfalltasche vor.
Brandfall
- Menschenleben haben immer Vorrang.
- Versuchen Sie nur, einen Brand zu löschen, sofern keine Gefahr für Sie besteht.
- Wenn möglich, stellen Sie den Strom der Brandquelle ab und versuchen Sie, das Feuer zu ersticken.
- Versuchen Sie niemals, brennendes Fett oder flüssige Brennstoffe mit Wasser zu löschen. Hohe Stichflammen können die Folge sein.
- Betreten Sie keine verqualmten Räume oder bewegen Sie sich kriechend auf dem Boden.
- Isolieren Sie die Brandquelle, indem Sie Fenster und Türen zum Raum schließen.
- Melden Sie sich mit den W-Fragen bei der Feuerwehr (Wo? Was? Wer?) unter der 112.
- Warnen Sie andere.
- Verlassen Sie das Gebäude mit allen Personen und schließen Sie die Türen (nicht abschließen!).
Gefahrstofffreisetzung
Ob durch Unfälle bei Gefahrguttransporten oder beim sorglosen Umgang mit Haushaltsreinigern – zur Freisetzung schädlicher Stoffe kann es auf vielen Wegen kommen. So verhalten Sie sich im Umkreis der Kontamination:
Im Haus:
- Verweilen Sie im Gebäude.
- Bieten Sie gefährdeten Passanten Schutz.
- Warnen Sie andere.
- Schließen Sie alle Fenster, Türen und Lüftungsschlitze.
- Deaktivieren Sie Ventilatoren und Klimaanlagen.
- Suchen Sie nach einem geschützten Innenraum, bei radioaktiver Freisetzung bevorzugt Kellerräume.
- Informieren Sie sich über die weitere Lage.
- Benutzen Sie im Notfall Atemschutzgeräte oder improvisierten Mundschutz.
Im Freien
- Achten Sie auf Durchsagen der Polizei und Feuerwehr.
- Bewegen Sie sich möglichst quer zur Windrichtung. Atmen Sie durch einen Mundschutz (Masken oder Tücher).
- Suchen Sie nach dem nächstmöglichen Gebäude.
- Wechseln Sie Ihre Kleidung, sofern Sie in Kontakt mit Stoffen gekommen sind.
- Waschen Sie sich zunächst die Hände, dann Gesicht und Haare, ebenso Nase und Ohren mit Wasser und Seife.
Im Auto
- Deaktivieren Sie die Belüftung und schließen Sie die Fenster.
- Informieren Sie sich per Radio (UKW, Regionalsender) oder Handy.
- Suchen Sie ansonsten das nächste geschlossene Gebäude auf.
So können Sie sich auf Krisensituationen vorbereiten:
Nahrungsvorsorge
Im besten Fall sind Einkaufen und der Lebensmittelvorrat zu Hause nur ein banaler Nebengedanke. Gerade deshalb ist Vorsorge wichtig, denn in Krisensituationen entscheiden Sie über Leben und Tod. Legen Sie also einen Vorrat für den Ernstfall an:
- Ihr Vorrat sollte für ca. 10 Tage genügen.
- Schwerpunkt auf Wasser: Halten Sie pro Person ca. 14 Liter Flüssigkeit je Woche bereit.
- Überprüfen Sie, ob die Lebensmittel für jedes Familienmitglied verträglich sind.
- Wählen Sie Lebensmittel, die auch ohne Zugang zu Strom zubereitet werden können.
- Lagern Sie länger haltbare Lebensmittel in kühler, trockener und dunkler Umgebung.
- Brauchen Sie ältere Reserven zuerst auf.
- Beschriften Sie die Produkte mit dem Datum des Einkaufs, sofern kein Ablaufdatum gegeben ist.
- Achten Sie auf luftdichte Verpackungen.
- Sorgen Sie auch für Haustiere und Babys vor.
Hygiene:
Sollte fließendes Wasser nicht vorhanden sein, werden entsprechende Vorräte nicht nur für Hydration, sondern auch für die eigene Hygiene wichtig:
- Lagern Sie Wasser in allen verfügbaren größeren Gefäßen (z. B. Badewannen, Töpfen, Eimern usw.)
- Nutzen Sie Ihre Vorräte sparsam. Waschen und Toilettenspülung haben Priorität im Vergleich zum Geschirrspülen.
- Entkeimungsmittel verlängern die Haltbarkeit des Wassers.
- Legen Sie Vorräte an Seife, Waschmittel, Toilettenpapier und allem, was für die Hygiene bedeutend ist, an.
- Schränken Sie die Verbreitung von Krankheitserregern mit Haushaltshandschuhen und Desinfektionsmittel ein.
Medizinische Vorsorge:
Ausfälle der Infrastruktur sorgen nicht nur für Knappheit bei der Lebensmittelversorgung, sondern auch bei der medizinischen Versorgung. Kontrollieren Sie also Ihre Hausapotheke:
- Abschließbarer Aufbewahrungsort, weit von Kindern entfernt
- Trockener und wenig beheizter Standort
- Achten Sie auf Ihre persönlichen Verschreibungen und Medikamente
- Erkältungsmittel
- Schmerz- und fiebersenkende Mittel
- Arznei gegen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Elektrolyte zum Ausgleich bei Durchfallerkrankungen
- Mittel gegen Insektenstiche und Sonnenbrand
- Fieberthermometer
- Splitterpinzette
- Haut- und Wunddesinfektionsmittel
- Verbandsmaterial und vollständiger Verbandskasten
Energieausfall:
- Nutzen Sie warme Kleidung oder Heizungsmethoden wie Öfen oder Kamine, um den fehlenden Strom zeitweise zu ersetzen.
- Batteriebetriebene Telefone, Radios und Taschenlampen, Solar- und LED-Leuchten, Streichhölzer oder Feuerzeuge können ohne Strom Ersatz bieten.
- Falls eine Zubereitung des Essens notwendig ist, können Sie auf Camping- oder Gartengrills ausweichen, jedoch nur außerhalb des Hauses (Erstickungsgefahr innerhalb!).
- Nutzen Sie Bargeldreserven, um auch bei Internetausfällen über Geld zu verfügen.
Sicherung wichtiger Dokumente:
Wichtige Dokumente können beispielsweise im Brandfall nicht erst zusammengesucht und in Sicherheit gebracht werden. Eine fertig gepackte Mappe mit den wichtigsten Dokumenten bzw. Kopien kann hilfreich sein:
als Original:
- Familienurkunden (Geburts-, Heirats-, Sterbeurkunden)
als Original oder als beglaubigte Kopie:
- Finanzielle Dokumente (Wertpapiere, Aktien, Sparbücher, Versicherungspolicen, usw.)
- Renten-, Pensions- und Einkommensbescheinigungen, Einkommenssteuerbescheide
- Qualifizierungsnachweise (Zeugnisse, Abschlüsse, usw.)
- Verträge und Änderungsverträge
- Testamente, Patientenverfügungen, Vollmachten
als einfache Kopie:
- Ausweise und Pässe (Personalausweis, Reisepass, Führerschein, Fahrzeugpapiere, Impfpass)
- Grundbuchauszüge
- Änderungsbescheide für empfangene Leistungen
- Zahlungsbelege für Versicherungsprämien
- Meldenachweise der Arbeitsämter, Bescheide der Agentur für Arbeit
- Rechnungen, die offenen Zahlungsansprüche belegen
- Sämtliche Mitglieds- oder Beitragsbücher
Gepäck für Notfallsituationen:
Falls Sie das Haus aufgrund eines Notfalls fluchtartig und eventuell für längere Zeit verlassen müssen, bleibt keine Zeit, um das Nötige zu packen. Ihr Gepäck sollte also immer griffbereit sein und Folgendes enthalten:
- Ausweise, Geld, Wertsachen
- Erste-Hilfe-Material und persönliche Medikamente
- Hygieneartikel
- Batteriebetriebenes Radio, Taschenlampe und Ersatzbatterien
- Dokumententasche
- Schlafsack oder Decke
- Haltbare Verpflegung für mindestens 2 Tage
- Wasserflasche, Besteck und Geschirr
- Kleidung
- Fotoapparat oder Handy mit Kamera
- Für Kinder: Brustbeutel oder SOS Kapsel mit Namen, Geburtsdatum und Anschrift
Passende Kleidung für den Notfallrucksack:
- Wetterschutzbekleidung (Regenjacke, Regenmantel)
- Wetterfestes Schuhwerk oder Gummistiefel
- Bei chemischer oder radioaktiver Gefahr: Heimwerker Mundschutz oder feuchte Tücher
Erste Hilfe Kurs:
- Ein Erste Hilfe Kurs kann Sie mit Wissen und praktischer Erfahrung auf die Ersthilfe vorbereiten und somit Leben retten, so z. B. durch stabile Seitenlage, Herz-Lungen-Wiederbelebung, Versorgung mit Verbänden, usw.
So bleiben Sie auf dem Laufenden:
Im Ernstfall können Informationen Leben retten. Bleiben Sie informiert über:
- Amtliche Websites wie bbk.bund.de oder die der Gemeinde Remchingen Gemeinde Remchingen
- Notfall-, Informations- und Nachrichten-Apps wie die „NINA“-App des BBK
- Mobilfunkdienst „Cell Broadcast“, Dienst ohne App, Treiber Updates notwendig (Android ab Version 11, IOS ab Version 16.1)
- Social Media der Behörden, auf Instagram und Facebook bleiben Sie über die „Gemeinde Remchingen“ informiert
Bei Stromausfällen sind diese Wege der Kommunikation nicht lange zugänglich. Bereiten Sie sich vor mit batteriebetriebenen Radios und Telefonen. Auch ein Solarradio oder Autoradio sind hilfreich. Im Falle eines Stromausfalls kann Sie die Gemeinde über diese Kanäle noch immer erreichen. Denken Sie an ausreichend Batterien.
Wichtige Nummern für Notfälle:
- Notruf 112: Deutschland- und europaweiter Kontakt zu Feuerwehr und Rettungsdienst (W- Fragen bedenken)
- 110: Deutschlandweiter Kontakt der Polizei
Ein örtlicher Starkregen, ein schwerer Sturm, ein plötzlicher Stromausfall - Katastrophen und Krisen können vielfältig sein. Nicht immer sind hunderte Menschen betroffen. Manchmal trifft es auch nur wenige Personen und im Zweifel können es Sie selbst sein. Wer vorbereitet ist, kann sich, Angehörigen und Nachbarn helfen und Schäden reduzieren. Helfen Sie mit und sorgen Sie vor! Hier finden Sie Anregungen und Empfehlungen für die Planung Ihrer persönlichen Notfallvorsorge.