Künstlerinnen Ulrike Daub und Isa Tillmann tauchen in geheimnisvolle „Seelenlandschaften“
Innere Bilder sollen mit kräftigen Farben die Fantasie anregen
Mal sind sie kunterbunt-fröhlich, mal beklemmend, mal geheimnisvoll: Auf „Seelenlandschaften“ blicken seit Montag die Besucher des Remchinger Rathauses. „Seelenlandschaften sind innere Bilder, die nach außen sichtbar werden“, verdeutlichte die Künstlerin Ulrike Daub aus Wilferdingen bei ihrer Vernissage. „Mit diesem Wort kann ich meine abstrakten, meist gegenstandslosen Bilder am besten beschreiben. Sie sind nicht planbar, sondern werden während des Malens entwickelt.“ Manches entstehe bewusst, manches zufällig: „Dabei ist es aber immer wichtig, die Gesamtkomposition im Auge zu behalten“, unterstreicht Daub, die als junge Erwachsene begonnen habe, autodidaktisch zu malen.
Nach ihrer Familienzeit begann die gelernte Bankkauffrau, professionellen Kunstunterricht zu nehmen – bei der Pforzheimer Künstlerin Isa Tillmann, die sie nun gewinnen konnte, mit auszustellen. Bei dieser Ausstellung verbindet die beiden die abstrakte Acrylmalerei, die sie farbenfroh auf die Leinwand bringen – mit jeweils unterschiedlichen Methoden: Daub, Jahrgang 1968, schafft Strukturen, indem sie Marmormehl, Sand und Strukturpaste vor dem Malen auf die Leinwand bringt. Dann trägt sie die Acrylfarbe mit Spachtel und Pinsel auf, verwirft und übermalt sie teilweise.
Auch Tillmann benutzt Marmormehl oder Champagnerkreide, um Strukturen zu schaffen – sie benutzt jedoch zusätzlich Pigmente, die sie mit einer Acryldispersion anrührt, was den Farben eine kräftige Leuchtkraft gibt. Zusätzlich arbeitete sie mit Farbschüttungen – dazu legt sie das Bild flach auf den Tisch und schüttet Farbe darüber, die sie mit dem Spachtel verteilt, wodurch es an den Überschneidungen auch zu Vermischungen kommt. Die darunterliegenden Farbschichten schimmern durch und verleihen dem Bild Tiefe.
„Auch für mich ist die Malerei eine Möglichkeit, meine Emotionen auszudrücken“, erklärt Tillmann, „Mein Motto ist der gesteuerte Zufall, der bewusst ins Bild eingebracht und weiterentwickelt wird. Dabei geht es mir nicht um ein Abbild. Der Betrachter soll einen Zugang finden, indem seine Fantasie genügend Spielraum bekommt.“ Tillmann, die 1946 im Harz geboren wurden und eine Ausbildung zur Metallographin am Max-Planck-Institut in Stuttgart absolvierte, bildete sich bei namhaften Künstlern und auf Studienreisen fort. Neben ihrem eigenen Atelier in Pforzheim gab sie schon zahlreiche Kurse als Dozentin für Aquarell- und Acrylmalerei. Den „Tanz des Wassers“ habe sie in zwei Stunden gemalt, ein „absoluter Befreiungsschlag“ – andere Werke bräuchten auch mal vier Wochen, in denen sie immer wieder auf den Tisch oder die Staffelei kommen.
Die beiden Künstlerinnen freuten sich, dass neben der Ansprache von Bürgermeisterin Julia Wieland auch die Kunst- und Musikschule Westlicher Enzkreis die Vernissage musikalisch begleitete. Die Bilder auf allen Etagen sind bis voraussichtlich August zu den regulären Rathausöffnungszeiten zu sehen. Die meisten stehen auch zum Verkauf.
Julian Zachmann