Förder- und Trägerverein Alte Kirche

Alte Kirche Wilferdingen

Ein ortsbildprägendes Kleinod mit ganz besonderem Charme ist die Alte Kirche Wilferdingen.

Ein unbeschreibliches Flair strahlt das ehemalige Gotteshaus in der Kirchstraße auf seine Besucher aus. Diese erleben außergewöhnliche Konzerte, Autorenlesungen oder exklusive Ausstellungen in den alten Mauern und sind begeistert von der Akustik und der Ausstrahlung des Raumes. Auch standesamtliche Trauuungen weden hier durchgeführt. Auf der verglasten Galerie ist die Gemeindebücherei und im Dachgeschoß hat sich der Gesangverein Wilferdingen seine Chorstube ausgebaut. Ganz oben im Turm wohnt hin und wieder eine Eule und zieht ihre Jungen auf.

Die (alte Wilferdinger) Kirche wurde in den Jahren 1784 bis 1786 erbaut. Dazu wurden Steine aus der kurz zuvor abgerissenen Remchinger Peter und Paul Kirche mit verwendet, die an der Stelle des heutigen Bahnhofes stand. Die Kirche in der Kirchstraße, von der kein Namenspatron bekannt ist, ist im frühklassizistischen Architekturstil erbaut. Sie wirkt schlicht und vermittelt den Eindruck von Festigkeit und Monumentalität. Der zweigeschossige Saalbau mit eingeschossigem Sakristeianbau und einem zu vier Fünftel in das Langhaus integriertem Turm mit Eingang und beidseitigem Treppenhaus prägt noch heute das Ortsbild im Oberdorf. Kunstvoll aus einem Stein gemeißelte Gedenktafeln aus Sandstein im Innern erinnern an die Gefallenen und Teilnehmer des Krieges 1870/71, eine zweite Tafel später an die Gefallenen im ersten Weltkrieg. Zwischen den Säulen im Langhaus stand einst ein großer Holzofen. Die Einweihung der Kirche war am 8. Oktober 1786. Die Gemeindekasse gab zu dem Bau 3.000 fl. (Gulden) und 1.000 fl. zum ein Jahr später gekauften Bauernhaus, das zum Pfarrhaus umgebaut wurde. Bauherr war der Markgraf von Baden-Durlach, die Herrschaft von Remchingen.

Erhalten sind noch zwei 1787 vom Markgrafen gestiftete und von der Heidelberger Glockengießerei Speck gefertigte, 380 und 280 kg schwere Glocken. Sie befinden sich seit 1973 auf dem Turm der neuen Christuskirche, die nach Auflassung der alten Kirche im Frühjahr 1975 eingeweiht wurde.

Ein Jahr später, 1788, wurde für 600 fl. eine Orgel mit sechs Registern angeschafft. Im Juni desselben Jahres fand auch eine Turmuhr ihren Platz, die täglich aufgezogen werden mußte. Dies machte sich Friedbert Pailer, seine Vorfahren und seine Familie bis in die 1990er Jahre zur Aufgabe.

Aus der Remchinger Peter und Paul Kirche übernahm man das Taufbecken aus Sandstein. Dieses wurde nach der Stilllegung der Kirche in der Kirchstraße der 1954 erbauten katholischen Peter und Paul Kirche in der Schwarzwaldstraße überlassen und dient noch heute als Taufbecken.

Es gab Anfang des 19. Jahrhunderts nach langjährigen Verhandlungen zur Umwandlung des Kirchenzehnten von Naturalien in Geld einen Vertrag von 1844, der schließlich eine Einigung beurkundet, die von der Bürgerschaft mit 101 Namen unterschrieben war. Über die Jugend fand der Ortshistoriker Werner Kröner einige Niederschriften, die wohlgemerkt aus dieser guten alten Zeit stammen. In einem Bericht von 1853 hieß es: "Die Handhabung des Ortes und insbesondere der Sittenpolizei läßt vieles zu wünschen übrig." Jede fünfte Geburt sei unehelich, besonders von auswärts dienenden Mägden. "Es wird Klage darüber geführt, dass in dem benachbarten Orte Darmsbach keine Feierabendstunde beobachtet werde, was zur Folge habe, dass die hiesigen jungen Leute beiderlei Geschlechts in die dortigen Wirtshäuser gehen und sich dort Nachtschwärmereien ergeben." Im Jahr 1860 heißt es: "...wurde mehrfach Klage geführt, dass die der Schule entwachsene Jugend beiderlei Geschlechts am Sonntagabend viel Unfug und Lärm auf der Straße in und außerhalb des Ortes treibe." In den Folgejahren wurde der Obstfrevel durch Schulkinder und die unnötigen Trampelpfade beklagt. 1879 beklagte ein Geistlicher, dass "einige Einwohner immer noch in den Pforzheimer Fabriken arbeiten und für die anderen ein schlimmes Beispiel geben und dass die Jugend nachts zu lange auf der Straße sich herum treibe."
 
Die drei Glocken wurden um 1950 herum auf elektrisches Schlagen umgestellt. Bis zum Jahr 1975 diente die Kirche als Gotteshaus, das längst viel zu klein war. Im Kutscherweg entstand ein neues Pfarrzentrum mit Kirche, Gemeindehaus, Pfarrhaus und Kindergarten. Der alte renovierungsbedürftige Sakralbau war dem Verfall ausgesetzt. Der Denkmalschutz steckte noch in den Kinderschuhen. Ein geplanter Abriss der Kirche mit Erhalt nur des Turmes stand im Raum. Das Land Baden-Württemberg hatte 1973 die Kirche der Kirchengemeinde Wilferdingen übereignet. Diese befürwortete den Abriss wegen der Folgekosten, sollte das Gebäude keinen Abnehmer finden. Es gab Kaufinteressenten auch anderer Glaubensrichtungen. Der Gemeinderat lehnte bei der Abstimmung mit einem Patt den Kauf ab. Mit der Initiative von Friedbert Pailer und der hilfreichen Unterstützung von Bürgermeister Wolfgang Oechsle wurden viele Bürger gefunden, die sich für den Erhalt des ortsbildprägenden Baus finanziell und tatkräftig einsetzten. 1984 gründeten 50 Leute den "Förder- und Trägerverein Alte Kirche Wilferdingen". Schnell wuchs der Verein auf 150 Mitglieder an. Zahlreiche ortsansässige Handwerker sowie Friedbert Pailer und Wolfgang Oechsle von der politischen Gemeinde waren Vorstandsmitglieder. Die Kirche wurde von diesem Verein im Februar 1984 für 40.000 DM gekauft und dann instand gesetzt. Dank des guten Einvernehmens mit dem Landesdenkmalamt, besonders Hermann Diruf und Zuschüssen von über 200.000 DM konnte das Gebäude erhalten und als Bürgerzentrum eingerichtet werden. Vor wenigen Jahren wurde dank der guten Verbindungen von Franz Reindl zur Uhrmacher- und Goldschmiedeschule Pforzheim der Wetterhahn vergoldet und die Kirchturmuhr wieder gangbar gemacht und zeigt heute noch, was die Stunde geschlagen hat.

Gedenktafel an der Alten Kirche Wilferdingen durch Förderverein angebracht

Die wichtigsten Daten wurden in Granit und Gold festgehalten.

Mit Freude können Friedbert Pailer, Franz Reindl, Alt-Bürgermeister Wolfgang Oechsle, Steinmetz Martin Faaß und der ausführende Geselle Michael Philipp die schöne Granitplatte an der Alten Kirche Wilferdingen präsentieren

Bild: Mit Freude können Friedbert Pailer, Franz Reindl, Bürgermeister a.D. Wolfgang Oechsle, Steinmetz Martin Faaß und der ausführende Geselle Michael Philipp die schöne Granitplatte an der Alten Kirche Wilferdingen präsentieren.

Dank großzügiger Unterstützung der Firma Rottweiler und Mall, Karlsruhe, und des Steinmetzbetriebes Martin Faaß, Karlsbad-Langensteinbach, konnte dieser Tage an der alten evangelischen Kirche Wilferdingen eine wertvolle Gedenktafel installiert werden.
Die schöne Granittafel aus dem Material "Schwarzer Schwede" stiftete die Firma Rottweiler und Mall. Der Steinmetzbetrieb Faaß führte die Gravur und das Befestigen der Platte kostenlos durch. Die Initiative hierzu hat Franz Reindl ergriffen, der gute Beziehungen zu beiden Betrieben hatte. "Es war mir wichtig, dass für die kommenden Generationen der Fortgang und die Entwicklung der alten evangelischen Kirche dokumentiert und aufgezeigt wird", sagte Franz Reindl im Rahmen eines kurzen Treffens mit den Vorständen Bürgermeister Wolfgang Oechsle und Friedbert Pailer vom Förderverein "Alte Kirche Wilferdingen".
Ulrike Douma, die Tochter von Franz Reindl hat in Kanada einen Steinmetzbetrieb und die Schrift für die Tafel am Computer entworfen. Die Firma Faaß führte dann die Umsetzung aus mit Hilfe eines Strahlgerätes. Die computerunterstützte Fertigung vereinfachte die Herstellung wesentlich, sonst hätte man über 300 Schriftzeichen mit der Hand eingravieren müssen. Bürgermeister Wolfgang Oechsle dankte Herrn Reindl und den beteiligten Firmen für das Engagement und die wunderschöne Platte, die jetzt neben dem Eingang der Alten Kirche angebracht ist und auf die wesentlichsten Daten der Alten Kirche hinweist. So die Erbauung im Jahre 1784 bis 1786, die Einweihung, der letzte gehaltene Gottesdienst und den Erwerb durch den Förderverein und Trägerverein "Alte Kirche" im Jahre 1984.

Heute ist die Alte Kirche eine viel genutzte Einrichtung, die für standesamtliche Trauungen verwendet wird, in der Kleinkunst zu sehen ist, der Gesangverein Wilferdingen eine Heimstätte und einen Proberaum hat, sowie die Ortsbücherei von Wilferdingen aufgenommen ist.

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Kulturelle Highlights

Remchingen ist kulturell stark engagiert - neben dem modernen Veranstaltungs- und Tagungszentrum der Kulturhalle Remchingen bietet der Löwensaal in Nöttingen ein buntes Programm. Das Remchinger Römermuseum lädt ein, 2500 Jahre Geschichte lebendig werden zu lassen.

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